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Ein Moment, in dem nicht nur der Atem stockte.

Aktualisiert: 22. Mai 2023


Am 2. Januar 2023 brach Damar Hamlin im Spiel gegen die Cincinnati Bengals nach einem Tackle als Folge eines Herzstillstandes zusammen. Noch am Feld wurde der Safety der Buffalo Bills wiederbelebt und später ins Medical Center der University of Cincinnati gebracht. Die Diagnose scheint kompliziert. Wie geht´s Hamlin? Und was waren die Auslöser? Fragen die seitdem die Presse füllten. Ein komplexes Thema, dass uns vor allem auch menschlich bewegt. Gründe genug, um das Thema mit Rubin Mogharrebi aufzuarbeiten und uns die Frage zu stellen: Was können wir im Verein und als Coaches tun?


Rubin Mogharrebi ist der Mannschaftsarzt der Deutschen Herren-Nationalmannschaft sowie Chefarzt der Notaufnahme im Krankenhaus Kempen in Nordrhein-Westfalen. Als eine der naheliegendsten Begründungen für den Herzstillstand wird aktuell die Contusio cordis angenommen. Dabei handelt es sich um eine Prellung bzw. Quetschung des Herzmuskels im Rahmen eines Thoraxtraumas. Die Quetschung kann in der Folge in sehr seltenen Fällen zu einer Herzrhythmusstörung und im weiteren Verlauf zum Herzstillstand führen. Auch wenn es sich bei dem Kontakt zwischen Hamlin und Tee Higgins nicht um einen besonders harten Hit handelte, kann diese Folgeerscheinung durch den Kontakt erklärt werden.

Dabei handelt es sich um eine außergewöhnlich seltene Verkettung verschiedener Variablen und Ereignisse, wie z.B. der Winkel des Kontaktes sowie den Zeitpunkt des Einschlags. Während des Herzschlages, zwischen den Zeitpunkten, in denen das Blut vom Herz gepumpt wird, hat das Herz eine vulnerable Phase, in der es anfällig für eine Herzrhythmusstörung ist. Dieser Moment ist jedoch kürzer als ein Wimpernschlag. Wenn in dieser Phase der Druck im entsprechenden Winkel ausgeübt wird, kann dies eine mögliche Erklärung sein.

Tatsächlich handelt es sich dabei um ein sehr seltenes Phänomen und weitere Einflussfaktoren, wie der allgemeine Gesundheitszustand des Herzens muss weiter betrachtet werden. Infekte oder vorangegangene Herzerkrankungen können durchaus zur Situation beigetragen haben. Welche Variablen und Zufälle zusammengekommen sind, muss noch abschließend untersucht werden, wenn man es denn überhaupt herausfinden kann.

In den USA gibt es ein Register, wo alle Fälle von Commotio cordis bearbeitet werden. Seit 1995 wurden lediglich 224 Fälle gemeldet, bei einer Überlebensrate von 24%. Es sind zu 95% Männer betroffen.

Mittlerweile hat Damar Hamlin die Klinik verlassen und wird weitere Untersuchungen in einem heimatnahen Krankenhaus durchführen. Nach aktuellem Stand scheint er dies auch ohne größere gesundheitliche Folgen überlebt zu haben. Zu verdanken ist dies vor allem der schnellen Reaktion des medizinischen Personals auf dem Feld. Aber auch eine gehörige Portion Glück ist im Spiel, denn selbst bei optimaler medizinischer Versorgung ist ein Überleben nicht selbstverständlich.


Mit Sicherheit werden wir auf deutschen Football-Feldern und Stadien nicht die medizinischen Möglichkeiten eines NFL-Teams haben. Dennoch gibt es Dinge, die wir als Coaches und auch als Spieler:innen tun können.

Die Zeit ist hier einer der wichtigsten Faktoren. Den Zustand der Spieler:in schnell einschätzen zu können und die passenden Maßnahmen ableiten zu können, kann Leben retten. Hier liegt die Suche nach einem Mannschaftsarzt oder anwesenden Sanitätern auf der Hand. Das eigene Wissen zu erweitern und den Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen, ist mit Sicherheit ein guter Ansatz, um die Abhängigkeit von Ärzten und Sanitätern zu reduzieren und auch im privaten Bereich hilfreich. Darüber hinaus bietet es sich an, den Weg zum nächstgelegenen Defibrillator zu kennen oder, falls dieser nicht vorhanden ist, die Diskussion im Verein, für eine Anschaffung, zu starten. Als weiteren Schritt sind Vorsorgeuntersuchungen das richtige Instrument, um auf individueller Basis den Gesundheitszustand kennenzulernen und auch frühzeitig Abhilfe zu leisten, um solche Ereignisse verhindern zu können.


Take Home Message

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dies in der breiten Masse wiederholt, ist sehr, sehr gering. Dennoch gilt es Vorkehrungen zu treffen und sich selbst auf-zu-schlauen, Handlungsabläufe vor dem Worst Case durchzugehen und sich selbst und die Spieler:innen motivieren, sich die ein oder andere Vorsorgeuntersuchungen zu gönnen. Auch wenn die Kosten der Behandlung ein Argument sein könnten, so sind diese dennoch erträglicher als der Eintritt des Worst-Case-Szenarios.


In diesem Sinne, bleibts gesund!


Mit freundlicher Unterstützung von


Rubin Mogharrebi, Mannschaftsarzt der Herrennationalmannschaft

Inhalt: Rubin Mogharrebi,

Text: Sebastian Ayernschmalz

Bildquelle: Wix


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